Vereinbarkeit von Familie und Karriere leben

… so lautet der vielversprechende Untertitel des Buches „Working Dad“ von Roman Gaida, das just heute bei Campus erschienen ist. Roman Gaida berichtet darin von seinen eigenen Erfahrungen als Topmanager und Papa. Er ist Vater von Zwillingen, Ehemann einer Unternehmerin. Laura Gaida habe ich Euch hier schon einmal vorgestellt.  Diese Rollen in ein Leben hineinzubekommen, ist eine Herausforderung. Dazu auch noch Freizeit zu finden und so zu gestalten, dass man für alle Rollen auftankt, ist eine Herausforderung. Roman Gaida gibt dafür nicht nur Stücke seiner eigenen Geschichte als Beispiele an die Hand, sondern liefert auch jede Menge Tipps und Hacks. So gibt es die Anleitung, wie man es selbst machen und für sich angehen könnte, direkt dazu.

Sichtbar werden

Roman Gaida nimmt uns mit in seine Geschichten rund um Familie, privates Netzwerk und Beruf. So sehen wir sowohl ein bisschen in seinen Alltag hinein, können uns – insbesondere ergänzt mit LinkedIn – vorstellen, wie man auch ganzheitlich anders denkt, wenn man einmal damit anfängt. Väter sind oft noch unsichtbar in ihrer Rolle. Es gibt einige, wenige Netzwerke und Role Models. Insgesamt sind es jedoch noch oft die Mütter, die sich verantwortlich machen. Dagegen dürfen sich Väter beispielsweise beim Kinderarzt oder Schwimmkurs durchaus auch mal lustige Fragen anhören. Das würde bestimmt ein gutes Pendant zu Fränzi Kühnes „Was Männer nie gefragt werden“ ergeben.

Role Models für „neue Vaterrollen“

Als Role Model für eine neu gedachte Vaterschaft stellt Roman sich vor. Die Kinder nicht nur aufwachsen zu sehen, sondern sie aktiv dabei zu begleiten, ist das Ziel. Die Erzieherinnen zu kennen, zu wissen wie das Lieblingskuscheltier riecht (Nein, nur selten frisch gewaschen) und wo es gerade ist, das bereichert auch Väter und gleichzeitig schafft es Raum im Familienalltag. Es ist herausfordernd, dass wir für all das noch fast keine gut sichtbaren Role Models haben. Die Generation, von der wir uns alles andere abgeschaut haben, die uns das Fahrradfahren und das Essen mit Besteck beibrachten, haben so nicht gearbeitet. Wir improvisieren also und verlassen uns auf unser Gefühl und das Feedback derer, die von unserem Handeln betroffen und beeinflusst sind. Da tut es gut, dass ein Buch wie „Working Dad“ eine Perspektive liefert, die Erfahrungen und Reflektionsfragen für den Leser mit Tipps und Hacks ergänzt. So können Menschen daraus ihre Schlüsse ziehen und selbst schauen, was für ihre Situation passt.

Was „Working Dad“ uns lehrt

Working Dad ist ja schon als Begrifflichkeit eine eigene kleine Diskussion wert. Angelehnt an den Begriff der Working Mom ist er total logisch, wenn man auf die Gleichberechtigung hinaus will. Genau wie bei den Working Moms stellt aber auch ein Working Dad die Vaterschaft in den Vordergrund. Er ist ein Papa, der auch arbeitet. Was von Frauen mittlerweile als Begrifflichkeit abgelehnt wird, ist hier ein spannender Twist in der Rollendefinition. Erstmal die Wahrnehmung umdrehen, First Things first. Und dann schauen, was man im „Working“ Teil seiner Persönlichkeit noch stemmt. Sicherlich gibt es für Väter die gleichen Ansätze, diesen Begriff eben nicht zu verwenden. Dennoch ist es eben auch eine spannende Umkehrung, es so herum zu sehen. Auch als Ausgangssituation für die Beantwortung der Reflexionsfragen und der Hacks finde ich diese Perspektive sehr sinnvoll.

Männerrolle, Frauenrolle? Ins Rollen bringen…

Meine Empfehlung also? Na klar lesen! Vor allem, wenn man entweder selbst auf dem Weg ins Familienleben ist oder Inspiration sucht, wie man Väter mehr ermutigen kann. Nicht nur Frauen definieren Rollen neu. Damit machen sie auch Platz auf warmgesessenen Flächen, zum Beispiel am Rand der Turnhalle oder auf der Bank des Spielplatzes. Dafür wollen sie gern in der Zeit am Schreibtisch sitzen. Diese warmgesessenen, aber verwaisten Plätze sind gar nicht so ungemütlich und schließlich sind die Spieler, die man auf dem Feld beobachtet die allergrößten Stars: Die eigenen Kinder. Und die sind schließlich nur einmal klein und man hat später nie wieder die Chance, ihnen ein Pflaster aufs Knie zu kleben, die Flasche zu machen oder einfach ihr Platz zum Ausruhen zu sein.

Was mal gut war, hat seine Berechtigung, denn es hat funktioniert. Es darf aber gern verbessert werden, so wie seit einigen Jahren in Sachen Rollenbilder einiges passiert. Wir sind alle Teil davon und können es als riesige Chance nutzen.

Und jetzt: Auf zum Buchladen und flugs mal den Kopf mit neuen Ideen füttern…