Vereinbarkeit – das unterschätzte Benefit

Laura Gaida, Expertin und Beraterin für Mental Health Happiness ist spezialisiert darauf, in Unternehmen den Erfolgsfaktor Mensch bestmöglich einzusetzen. Ziel ihrer Beratung ist gemeinsam eine gesunde Unternehmenskultur zu entwickeln. Das Werkzeug dafür ist Achtsamkeit. Die Menschen und ihre Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt. Mit all ihren Stärken und Kompetenzen, ebenso wie mit ihren individuellen Herausforderungen und vermeintlichen Schwächen. Ich habe Laura für Vereinbarkeit.de interviewt und ein spannendes Gespräch gehabt über Führungskultur und die Benefits der Zukunft

Liebe Laura, sag, Vereinbarkeit ist auch Familienkultur, wie siehst Du das?

Wir sind bestrebt, möglichst gleichmäßig aufzuteilen und uns einerseits eine Work Routine zu ermöglichen, andererseits aber auch Zeit mit den Kindern zu haben und Zeit als Familie. Dafür haben wir den typischen Büroalltag wie man ihn eigentlich kennt, beide für uns gebogen. Und darum geht es auch: Strukturen und Routinen so aufzubauen, dass das Familienleben gut zum Job passt und der Job aber auch gut zum Familienleben. Aufeinander zugehen ist hier die Ansage – und zwar sowohl beruflich unter KolegInnen und Vorgesetzten, als auch privat innerhalb der Beziehung und der Familie.

Vereinbarkeit zu ermöglichen ist ein Umdenken für viele Unternehmen, bringt aber auch ein starkes Benefit, oder?

In meinen Beratungen stelle ich zunehmend fest, dass nicht nur die physische Gesundheit und das Wohlbefinden eine Rolle spielt, sondern vor allem eine „gesunde Führung“ die Oberhand gewinnt. Dabei geht es darum, dass Mitarbeiter so arbeiten, dass sie das Beste im Job geben, aber eben nicht pünktlich, im Job-Dress und auf Abruf, sondern mit, auf die Bedürnisse der Menschen, angepasste Rahmenbedingungen. Dadurch erhöht sich häufig auf der einen Seite die Zufriedenheit & Motivation und auf der anderen Seite zeitgleich auch das Commitment & Engagement von Mitarbeitenden und folglich auch der Erfolg in Teams – im Idealfall sogar des gesamten Unternehmens.

Wir sollten also den Jobmenschen neu sehen, um Win-Win aus einem neuen Verständnis zu erzielen?

Das ist zunächst mal auch einfach näher dran an der Wahrheit. Niemand ist nur seine Arbeitspersönlichkeit. Wir alle sind Menschen mit mehreren Facetten und Rollen. Wir sollten berücksichtigen, dass man immer Familien- und Jobmensch zugleich ist und daher eben manchmal auch zu seltsamen Uhrzeiten gute Ideen hat. Ebenso respektieren diese, dass kurzfristige Herausforderungen aus dem Leben außerhalb des Jobs im getaktet Arbeitsalltag vorkommen. Eine klare Kommunikation, Verständnis und gegenseitige Unterstützung können hier wertvolle Faktoren fürs Wohlbefinden sein.

Achtsamkeit, Beziehungsebene finden… das klingt nach einem Umdenken ins kooperative Miteinander

Ja, das ist sicherlich die richtige Beobachtung. Wenn man Kopfarbeiter richtig motivieren möchte, hat das auch was damit zu tun, dass man sich gegenseitig versteht und wahrnimmt, eine Beziehungsebene aufbaut. Hierzu sind Team-Routinen sinnvoll, die aber hochgradig individuell zwischen den Beteiligten festgelegt werden sollten.

Würdest Du soweit gehen zu sagen, dass ein neues Menschenbild zum Tragen kommt?

Gute Frage. Zum einen waren und sind ja nie alle Führungskräfte gleich. Trotzdem gewinnen gerade diejenigen, die zulassen, dass mehrere Ebenen im Leben eines Menschen vorhanden sind und die bereit sind zu akzeptieren, dass gute Leistung auch dann abgeliefert wird, wenn Arbeitszeit und -ortsschemen angepasst werden. Zum anderen ist ja die Frage, inwiefern dieses Menschenbild neu ist. Für mich fühlt es sich aber viel besser an als die „alte Welt“, in der man so tat als hätte man außer dem Job kein Leben und würde tagein tagaus dafür existieren, im Jobumfeld Bestleistungen abzuliefern um des Unternehmens willen. Es ist doch viel schöner anzunehmen, dass die Arbeit Teil der Persönlichkeit ist, die dazu führt, dass wir mit unseren Fähigkeiten Werte schaffen und die uns als Person vollständig macht. Mit allem anderen, was wir sind.

Schönes Schlusswort,

Laura. Da mag ich gar nichts mehr hinzufügen. Wer mehr wissen mag, kann auf www.mentalhealthhappiness.com mehr lesen. Danke für Deine Zeit und Deine Worte!