Sind Mütter genau so leistungsfähig und motiviert wie Menschen, die die Kinder nicht im Kopf mit zur Arbeit bringen? Diese Frage wird bis heute kontrovers diskutiert und ist oft doch nur eine „ich glaube“-Debatte. In dieser fand sich auch Svenja Gerdes bei NTT Data wieder, als sie nach bereits einigen Jahren erfolgreicher Arbeit im Unternehmen ihre erste Schwangerschaft verkündete. Mittlerweile sind wir in der theoretischen Diskussion ein großes Stück weiter. Was davon ist in den Unternehmen angekommen? Wir schauen mit Svenja auf Mitarbeiter:innen, die Eltern sind und auf lebensphasenorientierte Arbeitszeitmodelle.

„Die Reaktion war verhalten, was inhaltlich nicht zu verstehen war“

Das sagt sie bis heute über das Gespräch. Zu dieser Zeit schien der Wunsch nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch wie ein Karrierekiller für die Projektarbeit. Es war anscheinend noch Teil der Vorstellungswelt, zwingend beim Kunden vor Ort zu anwesend zu sein. Dank dem Cross-Mentoring-Programm, in dem sie war, konnte sie das für sich auffangen. Ihr weiterer Karriereweg, der sowohl ein zweites Kind als auch eine verantwortungsvolle und erfolgreich ausgefüllte Führungsrolle beinhaltet, gibt ihr Recht: You can have it all. „Familie und Karriere passen durchaus gleichzeitig ins Leben. Es ist eine Frage der richtigen Struktur. Gerade heutzutage, wo die Technik uns scheinbar unendliche Flexibilität gibt, können Tagesabläufe extrem individuell gestaltet werden. Das erfordert auch ein Umdenken in der Art zu führen und ein Stück Mut, den Weg einfach zu gehen. Beides wird mit Loyalität der Mitarbeiter und extrem hoher Motivation belohnt,“ berichtet Svenja Gerdes aus ihren Erfahrungen.

Die Frage ist nicht ob, sondern wie

Eltern als Ressourcen im Unternehmen wertzuschätzen ist ein No-Brainer in 2025. Vieles von dem, was Eltern-Skills ausmacht, ist für Projekte unendlich wertvoll. Vieles von dem, was Eltern-Tagesabläufe ausmacht, könnte kinderleicht in die Strukturen im Unternehmen integriert werden. Beispiel Meetings: Jedes Meeting profitiert von einem guten Zeitplan und einer klaren Struktur. Wenn es das Elternthema ist, dass die Gruppe dazu zwingt, wird es eher höchste Eisenbahn, dass die Organisation dieses Learning gewinnt.

Arbeit und Familie zu vereinbaren braucht etwas sehr Wertvolles: Begeisterung für den Job

„Ressourcen für den Job bereitzustellen ist für Familien relativ anstrengend. Betreuung muss organisiert werden und die Familienorga macht sich auch nicht von alleine. Von Einkauf, Haushalt und vernünftigen Mahlzeiten mal ganz zu schweigen. Dass beide Eltern qualifiziert arbeiten und ihre Potentiale einbringen, zeigt jedem Arbeitgeber an sich schon extrem hohe Motivation. Das, was in der „ersten Schicht“ davor und in der „dritten Schicht“ danach passiert, ist auch fordernd“, erläutert Svenja Gerdes und betont: „Jede und jeder, die und der dazu Erwerbsarbeit nachgeht und wertvoller Teil eines Teams ist, bringt schon damit extrem viel Motivation mit ins Haus.“ Gründe dafür sieht sie inhaltlich motiviert: Sich wirksam einzubringen und mit dem eigenen Potential Projekte zum Erfolg zu führen ist auch Teil von Persönlichkeiten.

Mehrwert für Unternehmen und win-win für beide

Ein wirksames Team-Member zu sein und so auch in dieser Welt Anerkennung und Respekt zu erhalten sowie sich weiterzuentwickeln, bereichert und erweitert. Und natürlich gibt es auch für Unternehmen nichts wertvolleres als Mitarbeiter:innen, die das Unternehmen gut kennen und sich bereichernd einbringen. „Wir haben Fachkräftemangel. Was gibt es also sinnvolleres, als die Ressourcen, die wir haben, sinnvoll einzusetzen?“, zieht Svenja Gerdes die logische Schlussfolgerung. „Wenn wir das mit Anpassungen der Strukturen von Arbeit erreichen und inhaltlich dabei sogar noch gewinnen, stärken wir Unternehmen für die Zukunft“, stellt sie fest.

Nicht nur Elternschaft, sondern Lebensphasen

Neben der Elternschaft gibt es noch andere Lebensphasen, die dazu führen, dass Menschen zwar gern arbeiten, aber an deren Organisation andere Anforderungen stellen. Je besser die Organisation hier unterstützt um so größer sind die Mehrwerte, die die Arbeit dem Unternehmen bringen kann. Mitarbeiter, die sich gesehen und ihren Stärken gemäß eingesetzt fühlen, bringen die besten Ergebnisse.

Volle Motivation für die Aufgabe

Bei all dem geht es darum, wie Menschen in ihren Lebensphasen – oder bleiben wir fürs Beispiel einfach bei jungen Eltern – ihre Fähigkeiten optimal fürs Unternehmen einsetzen können. Es geht um das Abrufen von Leistungen. Es geht darum, dass Flexibilität, zb in Zeit und Raum, dazu führen, dass jemand Vollzeit gute Ergebnisse erzielen kann und das Unternehmen so profitiert. Starre Strukturen hätten eine weitere Zusammenarbeit möglicherweise erschwert bis unmöglich gemacht, weil Betreuungszeiten, Arbeitswege und vieles anderes das Erfüllen formeller Anforderungen erschwert hätte. Wie viel ist die Form uns wert?

Vertrauen ist wichtig

Immer. Sonst kann Zusammenarbeit nicht gelingen. Die Frage ist eher: Warum ist das Vertrauen in flexiblere, offenere Arbeitsformen so eine große Hürde? Es fällt relativ schnell auf, wenn jemand nicht produktiv arbeitet. Das kann in festen Bürostrukturen jedoch genau so der Fall sein. Auch hier gibt es Menschen, die fleißiger sind und Menschen, die weniger Output produzieren. Die Gründe sind vielfältig und über Themen wie Fake Work haben wir dabei noch gar nicht gesprochen.

Fokus und Relevanz

Die enorme Fokussierung, die Eltern aus der Elternzeit mit zurückbringen, ist ein harter Filter. Den können Unternehmen für sich nutzen. Wenn eine Aufgabe oder ein Meeting in seiner Relevanz hinterfragt wird, ist das ein sinnvoller Hinweis. Schaut mal hin, liebe Unternehmer, wo sich noch Potentiale heben lassen, Strukturen zu vereinfachen und mehr Meetings zu „this could have been an email“ zurückzuverändern. Es ist ja auch in Eurem Interesse, Strukturen schnell und schlank zu halten.

Es braucht eine Pandemie, um voranzukommen

Dennoch haben wir insbesondere in der Corona-Pandemie alle zusammen viel über New Work gelernt. Eigenverantwortung, Struktur, Selbstführung und auch digitale Tools mussten wir plötzlich alle können und bei den allermeisten hat es geklappt. Das ist ein mächtiger Werkzeugkasten. Lasst uns weiter daraus schöpfen, ihn optimieren und vergrößern für mehr Transparenz und ein Miteinander, das die Vorteile von Digitalisierung nutzt, wirklich sinnvolle und wertschöpfende Tätigkeiten priorisiert und gute Zusammenarbeit mit Mitarbeitern in allen Zeitmodellen möglich macht.

NTT Data entwickelt Lebensphasenorientierte Arbeitsmodelle weiter

In der NTT Data Business Solutions AG mit weltweit fast 16.000 Mitarbeiter/innen spielt Diversity eine große Rolle. So viele Menschen bringen ihre Potentiale ein und natürlich entsteht auch der Bedarf, Bedürfnisse gut zu integrieren. Nicht nur junge Eltern sondern auch die ganze Bandbreite weiterer Fragestellungen rund um Lebensarbeitszeitmodelle stellt Potential in der Mitarbeiterbindung und -entwicklung dar. Hier sind weitere Initiativen gefragt und auch in Umsetzung.

Potentiale aus den Lebensphasen im Job einbringen

Aktuell entstehen Konzepte, wie Menschen mit Erfahrung zu einem späteren Zeitpunkt im Leben nochmal für einen neuen Anlauf in Sachen Verantwortung eingeladen werden können. Das könnte beispielsweise sein, wenn die Kinder aus dem Haus sind und so mehr Ressourcen frei werden. Hier gibt es viel Wertschätzung für die Fähigkeiten, die über diese Jahre erworben wurden und im Job immer zurückgestellt wurden. Hier nochmal zu schauen, wie man im Job mehr Verantwortung übernehmen und sich neuen Herausforderungen stellen kann, ist ein Hebel in der Personalentwicklung und eine riesige Einladung an diese Zielgruppe.

Svenja Gerdes wird uns dazu gern weiter auf dem Laufenden halten und wir werden gern weiterführend berichten. Danke bis hier, liebe Svenja!