Ihr Lieben,
heute habe ich eine besondere Gesprächspartnerin für Euch gefunden: Pumpkin-Organics-Gründerin Jaclyn Schnau ist gleich aus zwei Ecken für uns vereinbarende Personen standardsetzend unterwegs: Zum einen lebt Sie Unternehmertum als Familie mit ihrem Mann Florian und den zwei Kindern Max und Olivia. Mit Calls auf dem Spielplatz, mit Kindern im Büro und allem, was eben „normal“ ist, wenn die Kinder selbstverständlich dazugehören.
Ihr Unternehmen Pumpkin Organics stellt gemüsebasierte Snacks und (Kinder-)Nahrung her. Ihr Kritikpunkt an dem altbekannten Markt: In den meisten Produkten steckt durch zuviel Obst zuviel Zucker. Umdenken beim Essen wäre also angesagt. So ist ein gemeinsamer Aufreger von uns beiden auch immer wieder das Mittagessen in Einrichtungen der Kinderbetreuung, wo völlig selbstverständlich süße Hauptgerichte ohne Gemüse gereicht werden. Natürlich gibt es nach dem Kaiserschmarren dann noch Nachtisch. Von den lustigen Gesichtern, als ich neulich Haferdrink als selbstverständlichen Bestandteil des Frühstücksangebots vorschlug, berichte ich Euch ein anderes Mal. Jetzt ist Jaclyn dran:
Liebe Jaclyn,
Wie großartig, dass Du Pumpkin Organics machst. Magst Du mit zwei, drei Sätzen kurz skizzieren,
wo Ihr steht und was Ihr schon alles gerockt habt? Was sind die nächsten spannenden Ziele?
Für mich war schon allein die Gründung von Pumpkin Organics ein wichtiger Meilenstein. Es gibt so viele Frauen, die davon träumen, ihr eigenes Unternehmen zu gründen und es dann doch nicht tun. Die Gründe sind oft dieselben: Angst vor der eigenen Idee, Unsicherheiten oder – andersrum – die Sicherheit, die der aktuelle Job bietet. Seitdem ich Pumpkin Organics gegründet habe, arbeite ich daran, gesunde Lebensmittel für Kinder herzustellen und Eltern dabei zu helfen, ihre Kinder einfach und gesund zu ernähren. Wir sind die mit dem Gemüse. Als diese Marke haben wir uns inzwischen etabliert. Das ist auf dem Markt für Babynahrung gar nicht so leicht. Es ist extrem schwer, das Vertrauen der Eltern zu gewinnen, die wollen naturgemäß nur das Beste für ihre Babys. Unser nächstes Ziel ist es jetzt, dieses Vertrauen in unsere Marke weiter auszubauen – dafür sind wir gerade auf der Suche nach neuen Investor:innen, mit denen zusammen wir den Markt aufrollen können.
Kulturunterschied: Gründen um etwas zu bewegen
Du hast aber vorher auch schon in der Lebensmittelindustrie gearbeitet. Was ist aus Deiner Sicht der wichtigste Kulturunterschied zwischen Deinem Unternehmen und der Konzernwelt, die Du kennengelernt hast?
Für mich ist der größte Unterschied, dass ich jetzt nicht mehr von Stakeholder- oder Börseninteressen abhängig bin. Bei einem großen Konzern wird gemacht, was Geld einbringt. Natürlich kann man auch da Veränderung bewirken, aber nicht auf lange Sicht. Mit Pumpkin Organics folge ich meinen Überzeugungen, arbeite an meiner Mission und kann sagen, dass ich an einer besseren Zukunft für meine Kinder Olivia und Max arbeite. Ich finde, das ist der größte Kulturunterschied.
Selbst den Fokus setzen
Wäre ein Arbeiten mit so starkem Fokus auf die Familie in Deinem alten Umfeld inzwischen denkbar?
Ein großer Konzern bietet natürlich eine Sicherheit, die man nicht hat, wenn man sein eigenes Unternehmen gründet. Und für viele Frauen ist Sicherheit eines der stärksten Argumente dafür, im Konzern zu bleiben. Aber ich glaube nicht, dass bei den großen Playern Arbeiten so möglich ist, wie ich das bei Pumpkin Organics kann. Ich bin die Gründerin und CEO, ich mache die Regeln. Und wenn ich um 16 Uhr ein Date auf dem Spielplatz habe, dann gehe ich da auch hin. Meine Mitarbeiter:innen wissen das und das bedeutet für sie ja auch, dass eine Präsentation eben mal nicht um 16 Uhr fertig sein muss, sondern bis morgen warten kann. Es bedeutet aber auch, dass sie ein bisschen flexibler sein und dass wir uns gut abstimmen müssen. Das ist natürlich nicht immer leicht und das geht bei mir auch deshalb besonders gut, weil auch mein Mann Florian mit in unserem Unternehmen arbeitet und wir unsere Zeit natürlich gemeinsam einteilen.
Kompetenz und Statussymbole
Wie würdest Du es einschätzen: Wenn man Arbeit und Familie vereinbaren will, verschiebt sich der Fokus. Man kommt eher auf flats als auf heels oder auch eher auf Turnschuhen als auf schicken Schnürern in die Firma. Ist das nicht schon der erste Bruch? Weil man damit Konventionen als nicht relevant entlarvt?
Ja, viele Dinge, auf die man im Konzern achten muss, sind völlig unwichtig. Wer Beruf und Familie vereinbaren will, oder wie in meinem Fall Gründen und Familie, hat ganz andere Sorgen. Es geht nicht darum, dass ich irgendwo im Hosenanzug sitzen muss. Es geht darum, dass mein Sohn versorgt ist, es geht darum, dass meine Tochter pünktlich in der Kita ist und es geht darum, dass ich dann auch noch ein Ohr für meine Mitarbeiter:innen habe. Konventionen stören da eigentlich nur, weil sie die Flexibilität behindern.
Working Mom x Investoren
Apropos Konventionen: Ihr habt ja bei Pumpkin Organics auch Investorengespräche durchlaufen. Hattest Du da das Gefühl als Working Mom anders wahrgenommen zu werden als jemand, der 100% für den Job zur Verfügung steht?
Ich glaube, dass das ein großes Problem sein kann und dass viele Frauen das jeden Tag erleben. Mir ist das aber nie passiert. Ich glaube, das liegt aber auch daran, dass wir zu zweit an Pumpkin Organics arbeiten.
Wie geht Ihr die Akquise an? Wo sucht Ihr nach Investoren?
Wir suchen tatsächlich gerade. Gern möchten wir Family Offices oder VCs für unsere Mission begeistern. Derzeit hoffen wir, sie durch unser Netzwerk oder über Menschen, die von unserer Mission hören, finden. Falls jemand also für uns ein Intro machen möchte…?
Gen Z und Gen Parents
Wie würdest Du es sehen: Eltern, die anders arbeiten wollen und die Gen Z, über die so viel gesprochen wird: Die Forderungen ähneln sich. Wie geht es weiter mit den Konventionen in der Arbeitswelt?
Viele Unternehmen haben große Probleme, Leute zu finden. Das liegt auch daran, dass junge Menschen keine Lust mehr haben, sich den Konventionen der Arbeitswelt zu unterwerfen. Da werden wir in den kommenden Jahren einen großen Wandel erleben.
Comments