Kurz zur Einordnung: Wie ist Deine Biografie? Ausbildung, Jobstationen?
Geboren in Graz, Österreich, Schule, Lehre als Grosshandelskauffrau, Ein Jahr Arbeit in einem Einrichtungshaus, Kunstgeschichtestudium mit Auslandssemester in Padua IT, daneben immer im Einrichtungshaus meiner Eltern mitgearbeitet, Unternehmerschule am österreichischen WIFI.
Dann der Entschluss das Einrichtungshaus nicht zu übernehmen, Umzug nach Wien, 1 Jahr im Einkauf beim Interio, danach in kleiner Agentur beim Aufbau geholfen, dann ein paar Jahre in grösserer Agentur im Sales, 2006 Gründung der eigenen Firma: die TShirt AG. Herzprojekt: Die minibag. Unverzichtbar für Frauen und besonders für Mamas. Sehen, verlieben und bestellen unter www.minibag.com
Wie hast Du vor den Kindern gearbeitet?
Vollzeit
Hattest Du Auszeiten? Wie lange? Bist Du in der Mutterrolle aufgegangen oder hast Du den Job vermisst?
als Selbständige arbeitet man selbst und ständig. Ich habe immer im Spital kurz nach den Geburten wieder gearbeitet.
Ich habe es manchmal vermisst nur Mutter zu sein. Aber ich wusste, dass für mich nur in der Selbständigkeit das Arbeiten mit Kindern möglich ist. Da konnte ich mich, wenn ich einmal in der Nacht nicht schlafen konnte, wenigstens am Vormittag hinlegen. Und keiner konnte mir das verbieten.
Hat es durch die Mutterrolle ein Umdenken in der Einstellung zum Job gegeben? Hat die sich auf die Arbeitssituation niedergeschlagen?
Ich hatte beim ersten Kind einfach weitergearbeitet wie ohne Kind. Nach ein paar Monaten hat mich mein ständig schlechtes Gewissen fertig gemacht. Ich habe mir als Chef nicht entsprochen und auch als Mutter nicht. Dann habe ich meinen Lohn um die Hälfte gekürzt und mir gesagt: ich bin jetzt nur mehr halbtags angestellt. Ich darf also am Nachmittag auf den Spielplatz gehen und brauche kein schlechtes Gewissen haben. Seither geht es gut! Ich arbeite zwar weit mehr als halbtags aber ich fühle mich super!
In wenigen Stichpunkten: Wie arbeitest Du heute? Im erlernten Beruf? Warum evtl. nicht?
Die Firma die ich gegründet habe sollte eine Website sein, wo du T-Shirts online gestalten und bestellen kannst.
Heute mache ich die T-Shirts nur mehr B2B und ausserdem habe ich eine kleine Tasche entwickelt: Die Minibag
MINIBAG ist die crossbody wallet, groß genug für Geld, Karten, alle Ausweise, Telefon, Schlüssel und Lippenstift. Sie kann crossbody, am short strap, als Clutch oder sogar als Bauchtasche getragen werden und ist dadurch vielgeliebte Partnerin in crime. Egal ob beim Einkaufen, Spazierengehen, Reisen, Tanzen im Club, im Job oder eben am Spielplatz.
Wie viele Stunden pro Woche arbeitest Du? Wie ist Dein Kind derzeit betreut? Inwiefern bringt sich der Vater/ Lebensgefährte ein?
Ich arbeite mindestens 40 Stunden pro Woche. Meine Kinder sind bis 16:00 in der Schule oder im Kindergarten. Mein Mann arbeitet sehr viel und ist dauernd unterwegs. Er unterstützt mich so gut er kann, wenn ich auf Messen oder Termine muss, aber da er auch gerade ein Startup aufbaut, kann ich mich was die Kinderbetreuung angeht nicht auf ihn verlassen.
Wie klar trennst Du zwischen Familie und Beruf?
Familie und Beruf gehört zusammen. Das ist LEBEN. Wir leben auch unseren Kindern vor, dass Arbeit wichtig ist und Spass macht und manchmal auch anstrengend ist. Ich versuche sie auch einzubinden. zB wenn ich Inventur mache dürfen sie mitzählen usw…
Hast Du das Gefühl, durch die Familie im Job zurückstecken zu müssen? Hast Du das Gefühl, dass man Dir z.B. als working mom weniger zutraut oder Dich anders behandelt als wenn Du kinderlos wärst?
Nein. Ich bin ja genau deswegen selbstgewählt mein eigener Herr. Ich bekomme sehr viel Anerkennung von meiner Umgebung, was ich als Mutter 3er Kinder, die ihr Muttersein auch lebt, so alles schaffe. Manchmal wundere ich mich auch selbst, woher ich diese Energien nehme:)
Hast Du bewusst Bürozeit, also mögliche Zeit, in der kinderfrei arbeitende Menschen sich in ihren Arbeitsräumen treffen, freigehalten für die Familie, etwa um die Nachmittage mit den Kindern zusammen zu gestalten? Verlässt Du das Büro pünktlich, um sie aus der Betreuung abzuholen?
ich verbringe die Nachmittage sehr bewusst mit meinen Kindern und setzte mich dann wenn sie im Bett sind ( so wie jetzt) wieder an den Computer. Es passiert aber dann auch manchmal, dass ich sie schnell abhole nach Hause bringe und dann telefonieren muss.
Wie siehst Du das Spannungsfeld, einerseits im Job viel geben zu wollen, andererseits Zeit mit den Kindern haben zu wollen? Sind Dein Berufsfeld und Dein Arbeitgeber offen für z.B. abendliches Nachholen dieser Zeiten im Home-Office?
Da ich mein eigener Chef bin, ist es mir egal wann die Arbeit getan wird. Hauptsache, sie wird getan. Ich arbeite ja auch in den Ferien.
Hast Du Hilfe mit den Aufgaben des Alltags? Haushalt, Putzen, Kochen…? Oder geht das auch von der Familienzeit ab?
Ich habe einmal pro Woche ein Putzfrau. sonst mache ich alles selber. Ich arbeite von zu Hause und habe mir gerade gestern erst gedacht wie eigenartig das ist: Früher habe ich mich mit Arbeitskollegen auf einen Kaffee getroffen, um eine Pause zu machen. Jetzt lege ich Wäsche zusammen oder mache den Abwasch um mich zu entspannen. Komisch eigentlich!
Was wären Deine drei größten Wünsche an die Arbeitswelt für Mütter/ für Deine konkrete Situation?
Ich hätte gerne eine Partnerin, die mit mir minibag zu DER MINIBAG macht, die jede Frau auf der ganzen Welt kennt. Manchmal ist es ganz schön viel, alles alleine zu machen.
Für Frauen allgemein fände ich es schön wenn Arbeitgeber Frauen mehr zutrauen. Sie haben einen zusätzlichen Organisations-Skill…und schaffen glaube ich einiges mehr unter einen Hut zu bringen, wenn man ihnen in den Arbeitszeiten freie Hand lässt.
Sind die gerade beschriebenen Wünsche nur für Mütter hilfreich? Oder sollte sich generell etwas ändern? Könnte man Deine beschriebenen Punkte für alle möglich machen?
Ich glaube schon, dass man es für alle möglich machen kann. Die Zeiten, wo man Stunden im Büro abgesessen hat, sollten schon längst vorbei sein. Wichtig ist, dass die Arbeit gemacht wird und nicht Stunden abgesessen werden.
Wie siehst Du das Thema gleichberechtigte Elternschaft? Die Statistik für Deutschland gibt her, dass zumeist der Mann immer noch den größten Teil zum Familieneinkommen beiträgt. Das bedeutet auch, dass er weniger Rücksicht auf die Familie nimmt und den Job höher priorisiert: Überstunden, Dienstreisen und anderes gehen dann auch zu Lasten der Flexibilität der Frau. Wie stehst Du dazu?
Bei uns ist das auch ganz klassisch. Mein Mann bringt mehr Geld nach Hause, also halte ich ihm den Rücken frei. Natürlich wäre ich mit meiner Firma auch ganz woanders, wenn ich auch weggehen könnte wann ich wollte… aber: am Ende bin ich glücklich so wie ich bin. Ich liebe es auch bei meinen Kindern zu sein und sie werden eh früher oder später aus dem Haus sein. Dann werde ich durchstarten und bis dahin muss ich halt versuchen alles so gut es geht unter einen Hut zu bringen. Und ich beneide meine Freundinnen, die beruflich viel reisen und den ganzen Tag in einem Büro sind GAR NICHT!
Falls Du gerade laut „ändern“ gerufen hast: Welches Modell erscheint Dir ideal?
im nächsten Leben würde ich vielleicht näher bei den Grosseltern wohnen 🙂
Comments